Zum ersten Mal in der Geschichte war auch die Schweiz an einem Internationalen Wettkampf für Sehgeschädigte vertreten. Die Glarnerin Carmen Brussig aus Netstal gewinnt am 23.April die erste Goldmedaille für ihre Wahlheimat am IBSA Judo World Grand-Prix in Antalya. Bevor es so weit war, musste Brussig aber einige Hürden noch überwinden.
Neue IBSA Klassifikationsregelung
Bisher traten IBSA-Judo Athleten mit unterschiedlichen Behinderungsgraden - B1, B2 und B3 - gegeneinander an. Neu wird nur noch in zwei Klassen unterschieden, die separat untereinander kämpfen. Eine für sehbehinderte (J2) und eine für fast bis ganz blinde Athleten (J1). Die Mindestkriterien für die neuen Beeinträchtigungsklassen J2 und J1 wurden enorm verschärft. Für Judoka Carmen Brussig war es wichtig am IBSA World Grand-Prix in Antalya teilzunehmen, damit sie die Gewissheit hat, ob sie den Mindestkriterien entspricht
und für die zukünftigen Judoturniere zugelassen wird.
Mindestkriterien entscheidet
Für jeden Athleten können die neuen Mindestkriterien das «Aus» seiner bisherigen IBSA Judo Karriere bedeuten. Die Anspannung war berechtigt, denn in Antalya haben gemäss den «Einklassifizierer» 40 Judoka aus 19 Ländern die Mindestkriterien nicht beweisen können. Einige wurden nur für diesen Wettkampf ausgeschlossen und haben nochmals eine Chance beim nächsten Event. Für den Rest der Sportler/innen bedeutete der Entscheid den endgültigen Ausschluss. Auch die Gültigkeit des Klassifizierungsstatus ist entscheidend, denn sollte eine Klassifikationsänderung vor den nächsten Spielen erfolgen, kann der Athlet seine bisherig Paralympics Qualifikationspunkte nicht mitnehmen.
Ziel war klar
Carmen Brussig wurde momentan als J2 eingestuft. Die definitive Klassifizierung und die Gültigkeitsdauer wir in einem Monat am Judo World Grand Prix in Kasachstan entschieden.
Nach der ersten Hürde konnte sich nun Carmen Brussig ganz ihrem ersten IBSA Grand-Prix Wettkampf widmen. «Es war sehr schön zu sehen, dass mit unserer Teilnahme, die Schweizerfahne endlich mal vertreten war.» sagte Trainerin und Coach Alexandra Schiesser aus Netstal. «Es wäre natürlich auch schön, wenn auch zum ersten Mal die Schweizerhymne für ein Turniersieg gespielt würde» meinte Carmen Brussig. Das Ziel war somit klar.
Die Schweiz würdig vertreten
In der Gewichtsklasse -48Kg/J2 dezimierten die Einklassifizierer die Startliste enorm. Auch die amtierende Paralympicsiegerin aus Aserbeidschan und weitere namhafte Judoka wurden für das Turnier gesperrt. Traurig war Brussig und ihre Trainerin nicht, dass das Feld kleiner wurde, denn Brussig verletzte sich vor fünf Wochen schwer. Mit einem dreifachen Bänder-und zweifachen Knochenriss am Fuss war die Heilungszeit eigentlich noch nicht ganz vorüber. Trotzdem repräsentierte sie die Schweiz mit ihrer Performance würdig und gewann alle ihre Kämpfe mit wunderschönen Wurftechniken, die jeweils mit Ippon (Ein Ippon beendet sofort den laufenden Kampf) bewertet. Der Wunsch erfüllte sich. Zum ersten Mal erhoben sich die Leute an einem Internationalen IBSA Judoturnier für die Schweizerhymne.